Glücksforschung
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Das Bruttonationalglück: Der Staat Bhutan will wissen, wie glücklich seine Bürger wirklich sind

Bhutan misst die Zufriedenheit seiner Bürger mit dem Bruttonationalglück

„Wenn die Regierung nicht in der Lage ist, seine Bürger glücklich zu machen, dann gibt es für sie keinen Grund zu existieren.“ Dieses Zitat stammt aus dem Rechtskodex des Staates Bhutan – aus dem Jahr 1729.

Bhutan, das ist das erste Land der Welt, das seine Regierungsleistung mit dem Bruttonationalglück misst, also mit dem Grad an Zufriedenheit seiner Bürger: Sind sie glücklich? Wenn nein, wo hakt es am Meisten? Was kann verbessert werden?

Die Bhutanesische Regierung möchte das Glück seiner Bürger möglichst holistisch messen und nicht nur nach materiellen Werten. Dazu zählen zum Beispiel auch soziale Gemeinschaft, Gesundheit, Erhaltung der Kultur und die Zufriedenheit mit der Regierung eine große Rolle. Diese Haltung ist weltweit einmalig und ihre Wurzeln sind sicherlich in der spirituellen Ausrichtung des Landes zu finden, das sich als Buddhistisches Land versteht.

Das Glück der Bürger liegt Bhutan am Herzen

Bhutan will wissen, wie glücklich seine Bürger sind.

Eine Idee inspiriert die Weltenlenker

Die Geschichte des GNH-Index, also des „Gross National Happiness“ beginnt in den 1972 Jahren konkrete Formen anzunehmen. Der damals 16-jährige König Jigme Singye Wangchuk bekräftigt seine Idee in einem Interview mit einer indischen Zeitung: „In Bhutan ist das Bruttonationalglück wichtiger als das Bruttoinlandsprodukt.“ Damit legt er den Grundstein für eine neue Denkweise, die bereits verschiedene Staatenlenker und Organisationen inspiriert haben:

  • Seit 2011 ermittelt die UNO regelmäßig die Lebenszufriedenheit der Völker im „World Happiness Report“
  • Ecuador und Bolivien verankerten das indigene Prinzip „Sumak kawsay“  – übersetzt: „Gutes Leben“ – jeweils 2008 und 2009 in ihre Verfassung
  • Deutschland wurde 2011 eine Enquete-Kommission des Bundestages für Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität damit beauftragt, nach geeigneten Kriterien für Wachstum und Wohlstand zu suchen. Der Abschlussbericht ist sehr lesenswert.

Diese Videos beschreibt das Prinzip sehr gut:

Die 4 Aspekte des Bruttonationglücks

Um das Glück seiner Bürger möglichst ganzheitlich zu erfassen, gibt es einen ausführlichen Fragebogen, der 4 Aspekte, 9 Domänen und insgesamt 33 Indikatoren mit unterschiedlicher Gewichtung umfasst. Die 4 Aspekte sind:

  1. Aspekt: Die Förderung einer sozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung. Durch gerechte Wirtschaftsentwicklung kann das Land unabhängig vom Ausland werden und sich gesellschaftlich weiterentwickeln.
  2. Aspekt: Die Bewahrung und Förderung kultureller Werte. Sowohl die Religion als auch die Kultur besitzen bei den Bhutanern hohen Stellenwert.
  3. Aspekt: Schutz der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung. Heutige Generationen sollen die Umwelt so behandeln, daß auch noch zukünftige Generationen die eigenen Bedürfnisse auf der Erde befriedigen können.
  4. Gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen. Die Politik bestimmt Bedingungen und setzt Regeln fest, die das Leben der Einwohner Bhutans beeinflussen.

Die 9 Domänen des GNH:

  1. Domäne: Das Psychische Wohlbefinden. Hier fließen beispielsweise die Lebenszufriedenheit, positive und negative Emotionen und das Thema Spiritualität ein.
  2. Domäne: Gesundheit. Hier spielen neben dem selbstbeschriebenen Gesundheitszustand auch die mentale Gesundheit, gesunde Tage oder Langzeit-Behinderungen eine Rolle
  3. Domäne: Zeitnutzung. In dieser Domäne werden vor allem die Zeiten für Arbeit und Schlaf bemessen.
  4. Domäne: Bildung. Ausbildungsqualifikationen, Wissen und Werte sind die wichtigsten Indikatoren dieser Domäne.
  5. Domäne: Kulturelle Vielfalt und Resilienz. Bhutaner legen viel Wert auf ihre eigene Kultur. Ganz besonders wichtig sind ihnen die Sprache, kunsthandwerkliche Fähigkeiten, sozio-kulturelle Partizipation und „Driglam Namzha“, der bhutanesische Kodex für Kleidung und Benehmen.
  6. Domäne: Gute Regierungsführung. Hier geht es insbesondere um politische Partizipation und Freiheit, Dienstleistungserbringung und Leistungen der Regierung.
  7. Domäne: Lebendigkeit der Gemeinschaft. Soziale Unterstützung, das eigene Verhältnis zur Gemeinschaft, die Familie, aber auch die Kriminalitätsrate spielen hier eine gewichtige Rolle.
  8. Domäne: Ökologische Vielfalt und Resilienz. Die wichtigsten Faktoren sind hier: Umweltverschmutzung, Verantwortung für die Umwelt, Flora und Fauna oder auch städtische Probleme.
  9. Domäne: Der Lebensstandard. Hier geht es endlich um die uns Westlern bekannten Werte Kapital, Unterkunft und das Pro-Kopf-Einkommen.

Ganz schön überraschend, oder? Dieser Wertekanon der Bhutaner beeindruckt mich jedes Mal mehr. Und sie meinen es ernst damit: Im nächsten Teil berichte ich über die ersten Ergebnisse der Bruttosozialglücks und die daraus resultierenden Entwicklungen des Landes.

Vorerst gibt es hier weitere Informationen zum Bruttonationalglück:

Sofortiges Glück gefällig?

Zum Beispiel einen Glückskeks? Oder eine weitere Glücksbotschaft?

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